San Pedro de Atacama – eine andere Welt!

Christa (Marks Mutter), 17.5.2004

Nach 1500 km sind wir endlich am Ziel unserer Reise: San Pedro de Atacama. Alle haben uns von diesem Touristen-Mekka vorgeschwärmt, und jetzt taucht es wie aus dem Nichts vor uns auf, mitten in der Einöde aus Geröll und Stein. Die grüne Oase ist umgeben von schneebedeckten Bergen, die bis zu 6400m in den Himmel ragen. Die Straßen sind aus festem roten Sand und gesäumt von roten Sandsteinmauern, in denen die blauen Tore zu Geschäften, Restaurants, Pensionen und Wohnungen führen. Alles strahlt Ruhe und Wärme aus.

Unsere Pension hat einen wunderschönen Innenhof mit Bäumen und Sträuchern, vielen handgefertigten Figuren, Hund, vier Katzen und 1000 Regeln. Gleich zu Beginn macht uns die Vermieterin sehr eindringlich klar, dass das WC-Papier niemals in die Toilette geworfen werden darf. Aber das wissen wir natürlich schon, das ist ja überall so. Von den gefliesten Bädern mit fließendem heißen Wasser sind wir angenehm überrascht, wir hatten es uns viel primitiver vorgestellt. Auch unsere Kerzen sind überflüssig, es gibt hier rund um die Uhr elektrischen Strom. In der Gemeinschaftsküche zaubern Benita und Mark leckere Gerichte, sie kochen alles was wir in den kleinen Dorflädchen finden können. Die Krönung ist sicher die Kreation aus alter Pizza, Champignons, Reis und Ananas. Gegessen wird im Garten unter einem Granatapfelbaum, mit sämtlichen Katzen. Die kleinste struppige ist am anhänglichsten. Wehe wenn man nachts über den Hof zur Toilette muß, wie der Blitz ist der kleine Irrwisch im Zimmer und im Bett (fragt mal Benita).

Die Ruhe und Gelassenheit im Dorf überträgt sich auf uns. Wir schlendern durch die winzigen Geschäfte und stöbern begeistert zwischen Ponchos, Bildern und Töpferwaren. Auf dem winzigen Dorfplatz liegen bzw. sitzen Benita und Mark und lesen endlich mal in aller Ruhe. Die gutaussehenden Atacameños mit ihrer dunklen Hautfarbe und den langen schwarzen Haaren – teilweise als Zopf geflochten – sind nett und hilfsbereit, wenn wir etwas wissen wollen. Mit Händen und Füßen sprechen wir perfekt Spanisch.

Am faszinierndsten finde ich den Salar de Atacama, eine riesige Salzwüste, die fünf mal so gross wie der Bodensee ist. Das Salz hat bizarrste Formen gebildet. Ein Atacameño führt uns durch die Wüste und erklärt uns im Detail, wie sie entstanden ist. Besonders erschrecke ich als er erzählt, daß unter dem Salz noch Wasser ist und dass die Salzkruste an manchen Stellen nur 20cm dick ist. Gut daß Benita vorher nichts passiert ist, als sie so naiv über das Salz gelaufen ist. Mitten im Salz gibt es eine Lagune, in der etwa 7000 Flamingos zehn mal in ihrem Leben für 10 Sekunden Sex haben (wurde mir von Mark so übersetzt).

Pures Salz

Pickup-Bewohner

Einsamer Flamingo

Am Abend fahren wir ins Valle de la Luna, berühmt für seinen herrlichen Sonnenuntergang. Da habe ich ganz schön zu kämpfen, um den Sandberg hochzukommen. Und dann noch über diesen zwei Meter schmalen Grad! Das letzte Stück auf den Felsen werde ich gezogen und geschoben. Das ist ja noch schlimmer als gestern, als wir durch den Fluß gewatet sind (wovon Benita und ich noch merkwürdige rote Flecken an den Beinen haben). Aber der Aufwand lohnt sich: Oben gibt es eine grandiose Aussicht, wirklich wie eine Mondlandschaft. Zerklüftete Felsen und riesige runde Sandberge. Mit ca. 30 weiteren Touristen warten wir auf den Sonnenuntergang, um herrliche Fotos zu schießen. Nur als die Sonne weg ist, gibt´s auch keine schönen Farben mehr. Wir sind etwas enttäuscht, und wir sind offensichtlich nicht die einzigen. Gut daß wir schon vorher wunderschöne Sonnenuntergänge erlebt haben. Zum Trost schießen wir ein paar Touristen ab (natürlich mit der Kamera).

Durch alle Elemente der Natur

Auf der Heimfahrt müssen unsere Zwei unbedingt hinten auf der Ladefläche unseres Pick-ups sitzen, um die Sterne zu bewundern. Hier ist der klarste Sternenhimmel südlich des Äquators. Die Milchstraße ist deutlich zu sehen. Ein paar Tage später werden wir ein Observatorium besuchen und sogar das „berühmte“ Lama in der Milchstraße erkennen. Das Kreuz des Südens, von dem ich so viel gehört habe, hatte ich mir allerdings viel beeindruckender vorgestellt.

Am letzten Tag kaufen wir noch einen riesigen Poncho für Hinrich und einen Mini-Poncho für unseren Enkel Milan, dann sagen wir Adios San Pedro! Benita und Mark kommen bestimmt nochmal hierher – aber wir?

Christa

 

PS: Gracias Benita und Mark für die gute Vorbereitung, schnelles Umorganisieren bei kleinen Pannen, für's Dolmetschen und immer gute Laune. CC und HC